Koffein senkt den Harnsäurespiegel!

Caffeine inhibits both basal and insulin-activated urate transport

Mandal A. et al. Arthritis Rheumatol 2024: online ahead of print

Es ist bekannt, dass Koffein einen harnsäuresenkenden und damit protektiven Effekt vor Gicht hat. Wenig bekannt ist jedoch, wie dieser Effekt zustande kommt.

Urat wird in den proximalen Nierentubuli mittels aktiven Transportes rückresorbiert. Verantwortlich für diesen Effekt sind die membranständigen tubulären Transportproteine wie der Urat Transporter URAT1, die organischen Transportproteine OAT 4 und 10 und der Glucose Transporter GLUT9a. In vitro an einer humanen tubulären Zelllinie (PTC-05) konnte nun gezeigt werden, dass Coffein diese Transportproteine GLUT9, OAT 4 und OAT10 hemmt. Daneben hemmt Koffein die durch Insulin aktivierte Urat Reabsorption durch die Transportproteine GLUT9a und OAT 10.

Kommentar
Diese experimentelle in vitro Arbeit an humanen proximalen Nierentubulizellen konnte den Mechanismus des positiven Effektes von Koffein auf den Harnsäurespiegel zeigen. Der Effekt ist ähnlich wie bei den Urikosurika wie zum Beispiel Probenecid. Koffein hemmt die membranständigen Transportproteine GLUT9, OAT 4 und 10 und hat demzufolge auch einen urikosurischen Effekt!

Kaffee trinken ist also auch bei Gichtpatienten erlaubt und hat sogar einen positiven Effekt auf den Harnsäurespiegel.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

DMARDs bei RA Patienten mit chronischer Nierenerkrankung

Efficacy and safety of first-line biological DMARDs in rheumatoid arthritis patients with chronic kidney disease

Yoshimura Y. et al. Ann Rheum Dis 2024: Epub ahead of print

Daten zu immunmodulierenden Therapien bei RA Pateinten mit chronischer Niereninsuffizienz (CKD) und Hämodialyse (HD) sind rar. Diese japanische, retrospektive Studie hat bei 425 RA-CKD/HD Patientinnen und Patienten zwischen 2004 und 2021 untersucht, welche biologischen DMARDs als erste verordnet wurden, und welche Wirksamkeit und Sicherheit gezeigt werden konnte.

Die 36 Monats-Medikations-«Retentionsrate» war bei einer anti-IL6 Strategie am besten, gefolgt von TNF-alpha Hemmern und letztlich CTLA4-Ig. Insgesamt wurden jedoch TNF-alpha Hemmer wesentlich häufiger eingesetzt als eine anti-IL-6 Strategie (347 versus 36 Patienten).

Die Wirksamkeit bezüglich DAS-28 CRP/ESR war bei allen bDMARDs gegeben und konnte zu einer Reduktion der begleitenden Glucocorticoidmedikation beitragen.

Bezüglich Infekte wurden TNF-alpha Hemmer als Vergleichswert herangezogen: sowohl eine anti-IL-6 Strategie als auch die Gabe von CTLA4-Ig zeigte keine wesentlichen Infektionszuwachs.

Kommentar
Eine Anti-IL-6 Strategie scheint gemäss dieser Studie in dieser Patientenpopulation zu bevorzugen sein, allerdings fiel der Unterschied zu TNF-alpha Hemmern gering aus. Zudem waren die Zahlen der anti-IL-6 Behandelten im Vergleich zu TNF-alpha Hemmer-Therapierten wesentlich geringer.

Erstaunlich war der oft begleitende Einsatz von Methotrexat (jedoch geringer bei anti-IL-6 Therapie), selbst bei Betroffenen mit einer eGFR zwischen 30-60 ml/min oder auch noch bei eGFR < 30ml/min. Dies ist eher nicht zu empfehlen. Zudem ist MTX bei einer eGFR < 30 ml/min kontraindiziert. Hier gibt es keine «Sicherheitsdosis» bei Niereninsuffizienz.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Harnsäure korreliert mit klinischer Gicht

Serum Urate and Recurrent Gout

McCormic N. et al. JAMA 2024;331:417

Krankendossiers in Grossbritannien zwischen 2006 und 2010 wurden auf Gicht durchsucht und über eine mittlere Nachbeobachtungszeit von 8.3 Jahren nachverfolgt. Bei 3613 Patienten mit Gicht (Alter 60 Jahre; 86 % Männer) traten 1773 Gichtschübe auf. 95 % der Gichtschübe betrafen Patienten mit einem Serumuratgehalt von >6 mg/dL (360 µmol/L) zu Studienbeginn und 98 % von >5 mg/dL (300 µmol/L) auf. Die Gichtschubrate pro 1000 Personenjahre betrug 10.6 für Patienten mit Urat-Ausgangswerten von <6 mg/dL, 40.1 für Werte von 6.0-6.9 mg/dL, 82.0 für Werte von 7.0-7.9 mg/dL, 101.3 für Werte von 8.0-8.9 mg/dL, 125.3 für Werte von 9.0-9.9 mg/dL und 132.8 für Werte >10 mg/dL (600 µmol/L). Die Hospitalisationsrate pro 1000 Personenjahre betrug 0.18 für Patienten mit Harnsäure >6 mg/dL, 0.97 bei 6.0-6.9, 1.8 bei 7.0-7.9, 2.2 bei 8.0-8.9, 6.7 bei 9.0-9.9 und 9.7 bei >10 mg/dL.

Diese Daten zeigen eindrücklich, was schon immer angenommen wurde und von Experten («Increased concentration of serum urate (hyperuricaemia) is the most important risk factor for the development of gout». Dalbeth N et al. Gout. Lancet 2021;397(10287):1843) formuliert war: Gichtschübe stehen in direktem Zusammenhang zur erhöhten Serumharnsäure.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Rotes-Ohr-Syndrom

Red ear syndrome: a case series and review of the literature

Callan GM. et al. J Med Case Rep 2024; 18: 327

Das «Red Ear Syndrome» (RES) wurde erstmals 1996 beschrieben. Es äussert sich mit einem Erythem des äusseren Ohres mit einem Brennen, wobei eine grosse Anzahl begleitender Krankheiten beschrieben wurden. Die Dauer beträgt einige Minuten bis mehrere Stunden, kann einseitig oder beidseits auftreten.

Unterschieden wird ein primäres von einem sekundären RES: während das primäre mit chronischer Migräne assoziiert ist und sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen entwickelt, finden sich unter anderen bei sekundärem RES, meistens bei Erwachsenen, Störungen der oberen Halswirbelsäule, eine Trigeminus-Neuralgie oder eine temporomandibuläre Gelenksdysfunktion.

Da in der Rheumatologie zahlreiche Krankheiten sich mit einer Rötung, und unter anderem auch Schwellung, des Ohres äussern können, erscheint es wichtig, dieses Syndrom als Differentialdiagnose, obwohl selten, einmal gehört zu haben.

Das Bild stammt aus der Originalpublikation und zeigt ein sogenanntes Red Ear.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich