Orthopädische Spezialschuhe verbessern Schmerzen bei Gonarthrose
Effect of biomechanical footwear on knee pain in people with knee osteoarthritis: the BIOTOK randomized clinical trial
Reichenbach St. et al. JAMA 2020 May 12;323(18):1802
In dieser prospektiven randomisierten Studie aus dem Inselspital Bern wurde der Effekt eines individuell anpassbaren biomechanischen Spezialschuhs (siehe Bild) auf die Schmerzen und Funktion bei Patienten mit Gonarthrose nach einem Studienzeitpunkt von 24 Wochen untersucht. 220 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen und randomisiert. 111 davon wurde ein Spezialschuh individuell auf die Statik des Patienten angepasst und 109 Patienten erhielten einen einheitlichen, ähnlich aussehenden Schuh ohne die speziellen Sohlen.
213 Patienten beendeten die Studie. Die durchschnittliche tägliche Tragzeit der Schuhe betrug 209 Minuten in der Gruppe mit dem Spezialschuh und 174 Minuten in der Kontrollgruppe. Im primären Studienendpunkt zeigte sich eine signifikante Schmerzabnahme im WOMAC Score von 4.3 auf 1.3 in der Gruppe „Spezialschuh“ gegenüber 4.0 auf 2.6 mit dem „Placeboschuh“. In den sekundären Studienendpunkten WOMAC Steifigkeit und Funktion zeigte sich ebenfalls eine signifikante Verbesserung.
Diese Studie belegt den Stellenwert der Statik und dessen Korrektur bei der Gonarthrose. Zudem scheint der Spezialschuh die Propriozeption und damit die Muskelfunktion an den unteren Extremitäten positiv zu beeinflussen.
In meiner Erfahrung lohnt sich bei Patienten mit Gonarthrose die Beinstatikanalyse und Anpassung von biomechanischen Schuheinlagen bei einem erfahrenen Orthopäden. Ob der in der Studie benutzte Spezialschuh von den Patienten regelmässig getragen würde bezweifle ich.

Glucosamin kann Leben verlängern
Associations of Regular Glucosamine Use With All-Cause and Cause-Specific / Mortality: A Large Prospective Cohort Study
Li Z.-H. et al. Ann Rheum Dis 2020;79:829
Eine prospektive UK-Kohortenstudie verfolgte 495 077 Personen (Alter 56.6 Jahre) über 9 Jahre. Erstaunliche 19.1 % gaben einen regelmässigen Konsum von Glucosamin an. Die Personen mit Glucosamin hatten eine verminderte Mortalitätsrate von 0.85 und im Speziellen 0.82 für kardiovaskuläre, 0.94 für karzinombedingte, 0.73 für respiratorische und 0.74 für digestive Mortalität.
Wir kennen die Diskussionen zu Gucosamin als Arthrosetherapie, obschon in der Schweiz zwei zugelassene Chondroitinschwefelsäurepräparate bei Arthrose häufiger als Glucosamin eingesetzt werden. Einerseits zeigt die Studie, dass viele Menschen regelmässig auf eigene Rechnung Nahrungssupplemente zu sich nehmen (hier in England fast jeder fünfte), und andererseits scheint Glucosamin dank einer antientzündlichen Wirkung das Überleben, v. a. kardiovaskulär, aber auch pulmonal und gastrointestinal, zu verbessern.

Methotrexat bei linearer Sklerodermie des Kindes
Methotrexate in Linear Scleroderma: long-term efficacy in 50 children from a single Pediatric Rheumatology Centre
Fadanelli G. et al, Arthritis Care Res 2020:online
Die lineare lokalisierte Sklerodermie (LiS) ist eine bandförmige Läsion mit Verfärbung und Atrophie der Haut, betrifft auch das subkutane Bindegewebe und angrenzende Muskeln und kann bei gelenkübergreifendem Befall zu bewegungseinschränkenden Kontrakturen führen. Diese retrospektive Studie evaluierte das Langzeitergebnis und den Krankheitsverlauf bei 50 Kindern mit linearer Sklerodermie, die sehr früh ab Diagnose mit Methotrexat (MTX) behandelt wurden.
Die meisten Patienten mit LiS, die mit MTX behandelt wurden, erreichten eine vollständige und langanhaltende Remission. Eine vollständige Remission wurde bei 18,2% der Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von 2-5 Jahren, bei 80,0% nach 10 Jahren und bei 87,5% nach >10 Jahren beobachtet. Insgesamt waren die ästhetischen und funktionellen Folgeerscheinungen moderat, wahrscheinlich weil sich die Gewebeschädigung früh einstellt und die Behandlung sie wahrscheinlich stabilisiert.
Fazit: Auch beim Kind ist eine frühe Diagnose und rasche MTX-Behandlung sowie eine langfristige Überwachung entscheidend für die Verbesserung des Ergebnisses.

Zweifelhafte Schwellungen in der klinischen Untersuchung
Doubtful swelling on clinical examination reflects synovitis in rheumatoid arthritis
Mandl P. et al., Ther Adv Musculoskel Dis, 2020:online
Evaluation der Auswirkung eines Befundes von zweifelhafter Gelenksschwellung in der klinischen Untersuchung, verglichen mit der Ultraschall-Untersuchung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis.
Die klinische Untersuchung erfolgte durch zwei unabhängige Kliniker, ebenso erfolgte die Ultraschall-Untersuchung durch zwei unabhängige Fachleute, welche die Resultate der klinischen Untersuchung nicht kannten.
Eine klinische zweifelhafte Schwellung wiesen 93% mindesten in einem Gelenk auf. Die Untersuchung mit Grauskalen unterschied besser zwischen zweifelhafter Schwellung und Schwellungsabsenz im Vergleich mit Powerdoppler, während der Powerdoppler besser als die Grauskalen-Untersuchung abschnitt für die Unterscheidung zwischen Schwellung und zweifelhafter Schwellung.
Fazit: Die Studie zeigt, dass der Befund einer zweifelhaften Gelenksschwellung klinisch sehr häufig ist. Dazu kommt, dass verschiedene Kliniker zu unterschiedlichen Interpretationen kommen. Interessant ist, dass in Gelenken, welche von beiden Klinikern als zweifelhaft eingestuft wurden, der Grauskala Ultraschall in über 85% eine Synovitis vorfand. Die Konsequenz daraus ist, dass wahrscheinlich auch zweifelhaft geschwollene Gelenke eine echte Entzündung darstellen, aber auch, dass bei zweifelhafter Schwellung der Ultraschall in Diagnostik und Therapie-Monitoring eine bedeutende Rolle spielt.
